Hier sitz‘ ich auf einer Müllhalde und blicke düster umher,
zwischen Flicken und leeren Flaschen und was solcher Dinge mehr.
Eine Träne rinnt über die Wange, ich bin voll Melancholie,
denn jeden Tag wird es besser, aber gut wird es scheinbar nie;
denn jeden Tag wird es besser, aber gut wird es scheinbar nie.
Mitbürger, ich bestehe: entgleist ist der Zeitenlauf.
Sie wollen ein bisschen Wohlstand? Ach, hören Sie doch auf.
Wohlstand: Das ist wie Seife, nach der man greifen tut,
jeden Tag wird es damit besser, aber nie und nimmer gut;
jeden Tag wird es damit besser, aber nie und nimmer gut.
Bakterien und Bazillen gibt’s wohl in jeglichem Loch,
Mitbürger, die sieht man nicht, aber da sind sie halt doch.
Die eine gibt Ihnen Asthma, die andere Hundewut,
erkrankt, geht’s Ihnen mal besser, aber nie wieder wirklich gut;
erkrankt, geht’s Ihnen mal besser, aber nie wieder wirklich gut.
Denn es gibt so viele Dinge, die bekommen dem Menschen nicht wohl,
für Herrn Karlsson sind es Frauen, für Herrn Andersson Alkohol.
Jeder kriegt, was er benötigt, das nennt man Demokratie,
denn mit jedem Tag wird sie besser, aber gut wird sie scheinbar nie;
denn mit jedem Tag wird sie besser, aber gut wird sie scheinbar nie.
Ich fürchte mich nicht vor der Pest, da haben wir Spritzen gegen,
aber radioaktiver Juckreiz und radioaktiver Regen
sind schlimmer als tausend Tode in sengender Wüstenglut;
damit geht’s einem nie besser und nimmermehr wieder gut,
damit geht’s einem nie besser und nimmermehr wieder gut.
Ach, guter Rat ist teuer und teuer ist’s, sicher zu wohnen,
ein gepanzertes Sonnendach etwa: Das kostet ‘ne halbe Millionen.
Was machen die ohne Millionen im Angesicht solcher Fährden,
die’s niemals besser und schwerlich je einmal gut haben werden?
Die’s niemals besser und schwerlich je einmal gut haben werden?
Ich schaue bloß falsche Waren, wohin sich mein Blick auch wendet
Und kann mich des Flohs nicht erwehren, dass alles im Chaos endet.
Und wo ist das große Gewitter, damit es vorüberzieh‘?
Davor wird es vielleicht besser, aber gut wird es scheinbar nie;
Davor wird es vielleicht besser, aber gut wird es scheinbar nie.

Cornelis Vreeswijk (1937-1987) war ein niederländisch-schwedischer Singer-Songwriter und gilt in Schweden als einer der berühmtesten und beliebtesten seines Fachs. Seine Lieder zeichnen sich häufig durch Solidarität mit den Unterdrückten, eine Mischung von hohem und niedrigem Stilregister, ironisierte Melancholie und wiederkehrende Figuren in der Tradition Carl Michael Bellmans aus. „Ballad på en soptipp“ („Ballade auf einer Müllhalde“) ist ein lupenreines Beispiel für diese Tendenzen. Das Lied erschien auf seiner ersten Platte Ballader och oförskämdheter (Balladen und Unverschämtheiten, 1964), die ihm den Durchbruch bescherte.