Dass der Schlager nicht zu den originellsten oder innovativsten Genres gehört, ist keine besonders originelle oder innovative Aussage. Überraschend sind dagegen mitunter die Quellen, die er anzapft. So leiht sich Günter Loose, Texter des berühmten „Marmor, Stein und Eisen bricht“, seinen treuherzigen Refrain ausgerechnet bei der galanten Barockpoesie. Während in der heilen Schlagerwelt die Liebe alles übersteht, sind jedoch im melancholischen Jahrhundert allein die Schmerzen von Dauer. In Benjamin Neukirchs (1665-1729) Liebesklage „An Sylvien / über ihre Veränderung“ heißt es:
„Marmel / stahl und eisen bricht /
Aber meine schmertzen nicht.“
Ob Loose diese Verse tatsächlich kannte und ob der Fénelon-Übersetzer Neukirch sich nicht seinerseits bei „Welschen“ oder Römern bediente, weiß ich nicht. Es würde mich aber nicht überraschen; bekanntlich gibt es nichts Neues unter der Sonne (oder den Regenwolken).